Die ‚All Electric Society‘ braucht Strom, viel Strom! Die nötige Infrastruktur muss mit hohem Tempo um- und ausgebaut werden. Ob in der Industrie, in der Gebäudetechnik, im Umfeld erneuerbarer Energien oder bei der Ladeinfrastruktur: Für den Um- und Ausbau werden Stromverteilungssysteme schnell und in hoher Stückzahl benötigt. Mit einer neuen Systemplattform sorgt Rittal jetzt für Tempo und Flexibilität. RiLineX, ein offenes Plattformsystem für Planung und Aufbau von 60 mm-Sammelschienensystemen, erreicht 30 Prozent Zeiteinsparung bei der Planung und bis zu 75 Prozent bei der Montage. Es eignet sich nicht nur für weit verbreitetet AC-Anwendungen, sondern ermöglicht auch DC-Einsatz und einfache Umrüstung.
Halterplanung adé
Die Kombination aus neu gedachter Mechanik und digitaler Integration macht den hohen Zeitgewinn möglich, weil sie schon in der Planung den Prozess verändert. Bei Montage setzt sich das fort. Ein Beispiel: Halterplanung ist jetzt Vergangenheit. Die Sammelschienen der neuen Plattform müssen nicht mehr aufwändig dimensioniert werden. Bislang wurden die Flachkupferschienen mit Haltern je nach geforderter Kurzschlussfestigkeit im spezifischen Abstand montiert. An diese Stellen passten allerdings keine Aufbau-Komponenten mehr.
Den Platzverlust und die verfügbaren Aufrastbreiten galt es schon bei der Planung zu berücksichtigen. Die offen liegenden Kontakte stellten außerdem für das Betriebspersonal eine potenzielle Gefahr dar. Berührungsschutz-Abdeckungen wurden daher zeitaufwändig zurechtgesägt. Im Schnitt fielen dadurch pro System auch noch 1,9 kg Abfall in Form von überschüssigem Kunststoff an – weder praktisch noch ökologisch. Das hat Rittal abgeschafft. Da im neuen Sammelschienensystem die Kupferschienen ohne spezielle Halterungen direkt im Board verbaut sind, lassen sich die Aufbau-Komponenten einfach durchgängig planen und per Klick montieren. Durch die standardisierte Bauform konnte Rittal das gesamte System auch schon auf eine Kurzschlussfestigkeit bis 65 kA vorprüfen. Geeignet ist RiLineX für Anwendungen im Bereich bis 1.000 V AC und für Gleichstrom bis ± 1.500 V DC.
Flexibler denn je
Je nach Anwendung des Kunden bietet Rittal zwei verschiedene Ansätze und schafft damit mehr Flexibilität. Die Plattform ist einerseits als blitzschnell montierbares Komplettboard für Rittal AX Kompakt- und VX25-Anreihschränke bis 1.200 mm erhältlich, auf Wunsch auch entsprechend im Schrank vormontiert. Dadurch eignet sich das Board ideal für Standardanwendungen, in denen die Anforderungen bereits im Vorfeld bekannt sind. Nutzer sparen damit Kosten, steigern die Übersichtlichkeit und können das System ohne spezielle Vorkenntnisse installieren.
Volle Gestaltungfreiheit bietet hingegen die Ausführung als offener Modulbaukasten für den individuellen Systemaufbau, auch über 2,4 m hinaus. Die Boards werden ohne Werkzeug per Click&Work schnell zusammengesetzt. Anwender benötigen nur die Länge der Montageplatte und können die Module in 200-mm-Schritten individuell kombinieren. Dabei bleibt das Bohrmuster auf jeder Rittal-Standard-Montageplatte identisch. Für das System müssen dann nur noch Standard-Stromschienen zugeschnitten werden. Die Kupferschienen werden anschließend sicher im Board fixiert, sodass die Kurzschlussfestigkeit immer gewährleistet ist. Diese Variante ist auch als Bausatz ohne Schienen erhältlich.
Gerade bei internationalen Anwendungen ist es wirtschaftlich und ökologisch von Vorteil, kein schweres Metall auf andere Kontinente zu verschiffen. Bei RiLineX sind die Boards einfach vor Ort mit günstigen Standardschienen aus Kupfer oder Aluminium in verschiedenen Querschnitten nutzbar. In der Planung unterstützt Rittal hier den Nutzer durch den neuen RiPower-Konfigurator.
Vierpolig in die Zukunft
Mit RiLineX führt Rittal die Stromverteilung im Schaltschrank in die Zukunft. Zu Beginn wird das System als dreipolige Lösung bei Stromstärken bis 800 A verfügbar sein. Vollständig vierpolige Systeme folgen. Zur Hannover Messe stellt Rittal acht neue Komplettboards in den gängigen Schaltschrankbreiten für 550 A und 800 A beziehungsweise 380 kW und 500 kW vor. Mit einem konsequenten Plattform-Ansatz treibt das Unternehmen auch die internationale Standardisierung voran und hat ein Ökosystem mit Technologiepartnern angestoßen, die Komponenten ‚Ready for RiLineX‘ entwickeln, welche direkt auf das Board kontaktieren. Zur Messe stellt Rittal neue Partner vor, die eine große, zukunftssichere Anwendungsbreite für Wechsel- und Gleichstrom abdecken. Denn die Plattform ist auch für den Einsatz in Gleichstrom-Anwendungen geeignet, die vor allem im Bereich von effizienten Industrieanwendungen und erneuerbaren Energien eine wachsende Rolle spielen.
Gleichstrom für die Wende
In industriellen Anwendungen, in denen die Leistungselektronik bereits weit verbreitet ist, wird Gleichstrom immer relevanter. Viele elektrische Antriebssysteme arbeiten intern mit Gleichstrom, der an eine gemeinsame Gleichspannung angeschlossen werden kann, was die Flexibilität und Zuverlässigkeit erhöht, insbesondere in Bereichen, in denen die Netzqualität ein Problem darstellt. Gebäude, die mit reinen Gleichstromsystemen ausgestattet sind, können Energieeinsparungen von circa 10 bis 20 Prozent erzielen, da weniger Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt werden muss, was in der Regel Effizienzverluste mit sich bringt. Darüber hinaus kann eine Gleichstrominfrastruktur erneuerbare Energiequellen unterstützen und ihre Integration in die Stromversorgung erleichtern, während sie bei Stromausfällen durch Energiespeicherlösungen wie Batteriespeichersysteme (BESS) innerhalb eines Mikronetzes für Verfügbarkeit sorgt.
