Potenzial nutzen Nachhaltiges Biomethan

Biomethan muss sich eine genaue Überprüfung seiner Auswirkungen auf das Klima gefallen lassen.

Bild: iStock, lenawurm
23.03.2021

Die Erzeugung und Vermarktung von Biomethan gewinnen an Stellenwert, denn erneuerbare Energien sind in allen Sektoren zunehmend verpflichtend. Doch von Verkehr über Strom bis zu Wärme: Auf die Nachhaltigkeit kommt es an.

Ein kleiner Exkurs in die deutsche sowie europäische Gesetzgebung zeigt: Spätestens seit dem vergangenen Jahr 2020 tut sich etwas im Biomethan-Markt. So verlangt die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) nach der Regelung im Verkehr ab Mitte 2021 auch eine Steigerung der erneuerbaren Energien im Sektor Wärme und Kälte. 1,3 Prozent sowie einen Nachweis über die erbrachte Leistung sind gefordert. In Deutschland wiederum trat zu Jahresbeginn 2021 das Bundesemissionshandelsgesetz (BEHG) in Kraft, das ebenfalls mit einer Nachweispflicht und darüber hinaus mit einer CO2-Abgabe dafür sorgen soll, dass verstärkt auf treibhausgasarme Energie gesetzt wird. Hinzu kommt das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG), das wiederum im Bereich der Wärme klar auf Erneuerbare bei Neubau und Renovierung verweist.

Härtere Kriterien ab 2023

Bei all dem ist Biomethan eine gern gesehene Erfüllungsoption, entspricht das grüne Gas doch aufgrund seiner durchweg geringen Emissionswerte den gesetzlichen Anforderungen der EU und der Bundesregierung. Damit ist es zum Beispiel vom CO2-Preis des BEHG befreit. Doch ganz so einfach ist es nicht: Nur, wer wirklich den Einsatz nachhaltigen Biomethans belegen kann, profitiert auch über das Jahr 2022 hinaus von der Befreiung.

Wo bis dahin die Vorlage eines Liefervertrags sowie eines massenbilanziellen Nachweises genügt, dass das aus dem Gasnetz entnommene Biomethan auch eingespeist wurde, ist ab 2023 mit härteren Kriterien zu rechnen. Erwartet werden THG-Minderungspflichten, Verbote von Biomasse von Flächen mit Naturschutzwert oder hohem Kohlenstoffbestand, der Nachweis über nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbau der Biomasse und vieles mehr. Bei der RED II ist dies bereits festgelegt. Damit muss sich auch Biomethan eine genaue Überprüfung seiner Auswirkungen auf das Klima gefallen lassen.

Substrate passend einsetzen

Potenzial für Biomethan gibt es allerdings genug: 2030 sollen es gemäß einer Erhebung von BDEW Energie etwa 100 TWh aus allen Substraten, 2050 aus rein erneuerbaren Quellen schon 140 TWh sein. Doch wer den THG-Wert des Biomethans nicht kennt beziehungsweise nicht ausweisen kann, gerät ins Hintertreffen. Entsprechend wichtig ist es, sich schon heute um Nachhaltigkeitszertifikate zu kümmern. Dabei sind unter anderem die eingesetzten Rohstoffe bei der Erzeugung relevant, denn: Gülle, Rest- und Abfallstoffe, Mais und andere Energiepflanzen sind hinsichtlich ihrer Wertschöpfungskette ebenso wie in Bezug auf ihr Erzeugungspotenzial unterschiedlich zu bewerten. Daraus ergeben sich auch verschiedene Emissionswerte, die letztlich über Preisvorteile entscheiden.

Silphie als Alternative

So ist die Silphie-Energiepflanze zum Beispiel eine deutlich umweltverträgliche Alternative als andere nachwachsenden Rohstoffe (Nawaro): Sie wächst mehrjährig und schützt so vor Erosion. Sie blüht und bietet damit Lebens- und Nahrungsraum für Insekten und andere Tiere. Sie ist tiefwurzelnd und kommt so dem Humusaufbau zugute. Zudem ist sie auch für kleine Flächen geeignet. Und doch verändert sich der CO2-Fußabdruck, wenn das Biomethan zwar aus Silphie in Süddeutschland erzeugt, dann aber per Schwerlastverkehr erst zum Einsatzort in den hohen Norden transportiert werden muss.

Anlagen sinnvoll planen

Das fordert zum einen diejenigen, die das grüne Gas beziehen. Doch es fordert auch die, die es erzeugen. Denn sie benötigen zum einen gute Strategien, um durch passende Einsatzstoffkonzepte sowie die richtige Anlagengröße flexibel auf sich verändernde Märkte zu reagieren. Zum anderen brauchen sie regional durchdachte Konzepte, die die zur Verfügung stehenden Einsatzstoffe für die Erzeugung grüner Gase berücksichtigen – und es außerdem erlauben, das Biomethan bestenfalls nahe dem Produktionsstandort zu vermarkten. Erschwert wird die Umstellung des Substrats außerdem durch den Gasertrag: Mais bringt das Fünf- bis Zehnfache von zum Beispiel Gülle oder Mist und ist zudem einfacher in der Weiterbearbeitung.

Es gilt also, kluge und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, die über die Energieproduktion hinaus auch Böden, Transport und mehr einbeziehen. Der Königsweg liegt hier wohl in der Mischung unterschiedlicher Substrate, die eine Anlage wirtschaftlich machen. Das erzeugte Biomethan wird dann bilanziell getrennt und gebündelt in Wärme, Strom, Verkehr, Industrie und mehr verkauft.

Viele Vermarktungsoptionen

Möglichkeiten der Vermarktung gibt es viele. Das kann das BHKW sein, das vor Ort aus Siedlungs- oder Bio-Abfällen Wärme für eine Kommune oder ein Quartier erzeugt. Es kann aber auch die Anlage sein, die künftig mehrheitlich auf Trester und Silphie setzt, um einerseits Strom zu erzeugen und andererseits die dabei nicht verwerteten Fasern sogar noch der Papierproduktion zuzuführen. Ein weiteres Beispiel ist der Umstieg von reiner Zuckerrübe auf eine Mischung aus Zuckerrübe, Gülle, Haushaltsabfällen und Biomüll. Damit lässt sich grüner Strom gewinnen, der dann sogar in Power-to-Gas-Anlagen nutzbar ist.

Doch welche Substrate eignen sich für welchen Einsatzbereich und welche Biomethan-Qualitäten sind möglich? In der Industrie sind besonders Reststoffe der Nahrungsmittelindustrie, beispielsweise Fleischabfälle, oder ähnliches geeignet. Die Nachhaltigkeit und somit die RED II-Konformität wird hierbei nach SURE-Systemgrundsätzen zertifiziert. Für den Straßenverkehr eignen sich LNG und CNG aus Mist beziehungsweise Gülle oder Abfällen der Land- und Forstwirtschaft. Hier greift das Zertifizierungsverfahren von REDcert. Wärme aus regionalen Wärmeabfällen entspricht den Anforderungen des „Grünes Gas“-Labels.

Die Zertifizierung ist für Anlagenbetreiber mit einem gewissen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden: Es kann einige Monate dauern, bis das eigene Biomethan als nachhaltig vermarktet werden darf. Doch der Einsatz lohnt, denn ab diesem Zeitpunkt ist das grüne Gas für alle Sektoren über Jahre hinweg attraktiv. Und das Klima dankt es darüber hinaus.

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  • Nur, wer wirklich den Einsatz nachhaltigen Biomethans belegen kann, profitiert auch über das Jahr 2022 hinaus von der CO2-Abgabenbefreiung.

    Nur, wer wirklich den Einsatz nachhaltigen Biomethans belegen kann, profitiert auch über das Jahr 2022 hinaus von der CO2-Abgabenbefreiung.

    Bild: Christian Dany

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