Das oberösterreichische Unternehmen Ebner Industrieofenbau will in die Top-Liga der Halbleitertechnologie einsteigen: Mit Kristallen, die in firmeneigenen Hochtemperaturöfen bei bis zu 2.300 °C gezüchtet werden, sollen sich elektronische Systeme wie Displays oder E-Auto-Batterien verbessern lassen. Bis zu 120 Millionen Euro plant Ebner in den Aufbau der Produktion zu investieren und dadurch über 100 neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Siliziumkarbid für mehr E-Auto-Reichweite
Zwei Arten von Kristallen stellt Ebner in seinen Öfen unter Vakuum her: Siliziumkarbid (SiC) und Saphir. „Siliziumkarbid-Halbleiter sorgen für eine drastische Senkung der Leistungsverluste, zum Beispiel auch für die Elektromobilität, was wiederum für den Verbraucher bis zu 15 Prozent mehr Reichweite bei jedem Aufladevorgang bedeutet“, sagt Geschäftsführer Robert Ebner.
Der physikalische Hintergrund: SiC hat eine dreimal größere Bandlücke im Vergleich zum heute genutzten Silizium. Es erreicht bei höheren Betriebstemperaturen eine hohe Stehspannung, was den Bau von energieeffizienten elektrischen Bauteilen erlaubt. SiC ermöglicht damit einerseits höhere Schaltfrequenzen, während andererseits wenig Energie in Form von Wärme verloren geht.
In zwei Jahren soll die Produktion bei Ebner anlaufen – und den Standort Leonding europaweit führend bei dieser Technologie machen.
Saphirkristalle für hellere und energiesparende Displays
Im Hinblick auf die Saphirkristallzüchtung hat Ebner eine neue Technologie entwickelt, mit der das Unternehmen Marktführer werden will. Die Vorteile, die die Ebner-Saphire von anderen abheben, sind dabei nach eigener Aussage bereits von Kunden bestätigt worden.
Ebner konzentriert sich nun auf die Industrialisierung der Kristallzucht für sechs und acht Zoll große Saphirsubstrate (Wafer). Auf diesen millimeterdünnen Grundplatten werden Mikro-LEDs für Displays aller Art aufgebaut, vom Fernseher bis zum Handy. Mikro-LEDs sind heller und energiesparender als herkömmliche Leuchtdioden, zudem lassen sich durch sie Displays kostensparender herstellen.
Einziger Wermutstropfen: Die Produktion der Saphire ist energieintensiv und daher in (Ober-)Österreich wirtschaftlich nicht ohne Weiteres darstellbar. „Um dieses Projekt in Österreich halten zu können, suchen wir eine Lösung, grünen Strom zu international vergleichbaren Preisen zu nutzen“, sagt Stephan Puxkandl aus der strategischen Geschäftsentwicklung bei Ebner.
Partner- und Investorensuche angelaufen
Ebner ist aktuell in Gesprächen mit verschiedenen möglichen Partnern und Investoren, die sich mit einer Minderheitsbeteiligung in den zwei neuen Produktionsfirmen einbringen wollen. Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner hat dem Unternehmen bereits seine Unterstützung zugesagt.
Da Ebner auch die Corona-Investitionsprämie des Bundes in Anspruch nehmen will, unterstützen die Förderexperten der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria bei der Antragstellung.