Panel-Talk: Zukunft = Mut + Neugier + Leidenschaft! Wie wird unsere Industrie zukunftsfähig und klimaneutral?

WAGO GmbH & Co. KG

Inmitten der vielfältigen Herausforderungen, vor denen Menschen, Unternehmen, Industrie und Gesellschaft stehen fragen wir das Panel: Was braucht es, um unsere Industrie zukunftsfähig und klimaneutral zu machen?

Bild: publish-industry / DALL·E

Inmitten der vielfältigen Herausforderungen, vor denen junge Menschen heute stehen, von den komplexen Anforderungen junger Mütter, die den Spagat zwischen Familie und Geschäftstätigkeit bewältigen müssen, bis hin zu den sich wandelnden Ecosystems in Städten wie München, fragen wir uns: Was motiviert junge Menschen dazu, eigene Unternehmen zu gründen? Und was braucht es, um unsere Industrie zukunftsfähig und klimaneutral zu machen?

Unsere Diskussion, die unter dem Motto „Zukunft = Mut + Neugier + Leidenschaft!“ steht, wird die Zukunft der Arbeit und die Veränderungen in der Arbeitswelt in den Fokus rücken. Unter anderem diskutiert Derya Guran, die als Head of Innovations bei Autobahn tätig ist, mit Dr. Wei Wu, einer erfahrenen Gründerin, die Heatrix ins Leben gerufen hat. Ebenso bringen Heiner Lang, der CEO von Wago, Markus Asch und CEO von Rittal und Rittal Software Systems ihre umfangreichen Erfahrungen in der Industrie mit ein. Christian Mohr von UnternehmerTUM wird einen Einblick in das Unternehmertum im digitalen Zeitalter bieten, und schließlich wird Lukas Heller, Gründer eines Start-ups, seine Perspektive aus der Welt der hochwertigen Küchen einbringen.

Welche Motivation treibt junge Menschen heute an, die frisch von der Universität kommen oder aus bestimmten beruflichen Hintergründen stammen, eigene Unternehmen zu gründen? Welche Interessen führen dazu, die Zukunft aktiv mitzugestalten? Das sind die Themen, über die wir heute sprechen möchten. Lassen Sie uns direkt starten.

Dr. Wu

Das Unternehmen Heatrix wurde von uns gegründet. Unser Ziel ist es, eine Technologie zu entwickeln, die erneuerbaren Strom in Prozesswärme umwandelt. Damit wollen wir die Schwerindustrie dekarbonisieren. Wir wollen konventionelle Gasbrenner mit fossilen Brennstoffen durch grüne Wärme ersetzen und so den CO2-Ausstoß industrieller Prozesse reduzieren. Als Mutter zweier Kinder möchte ich eine nachhaltigere und bessere Welt schaffen. Nach meinem Studium habe ich keine berufliche Möglichkeit gefunden, die meinen Vorstellungen entsprach. Schon während meiner Promotion am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) habe ich mich mit erneuerbaren Energietechnologien beschäftigt. Meine Motivation war und ist es, einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen - nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Gesellschaft.

Heller

Ein Teil meiner Motivation beruht auf der Tatsache, dass ich aus einem Familienunternehmen stamme. Das Unternehmertum wurde mir in die Wiege gelegt, und ich habe mich schon immer zum Unternehmertum hingezogen gefühlt. In meinem Familienunternehmen werden Einbauküchen hergestellt. Deshalb wollte ich als Gründer in die Fußstapfen meiner Familie treten und Mehrwert für das Familienunternehmen und unsere Kunden schaffen.

Christian, wie schätzt du die aktuelle Lage ein? Du bewegst dich an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Bereichen: zwischen Hochschulabsolventen, Gründern, die Start-ups entwickeln möchten, und Unternehmen, insbesondere Familienunternehmen. Bist du optimistisch oder eher pessimistisch? Haben wir in Deutschland genug Mut für Innovation?

Mohr

Ich stelle fest, dass in Deutschland sehr negativ gesprochen und berichtet wird. Wenn man mich fragt, ob ich Optimist oder Pessimist bin, dann bin ich ein realistischer Optimist. Ich sehe, was die aktuelle Situation fordert, aber auch bietet. Wir haben Unternehmer, Gründer und Gestalter, die Veränderungen herbeiführen können. Mein Umfeld besteht aus Menschen, die Chancen sehen und nutzen möchten – das motiviert mich. Aktuell betrachten wir beispielsweise die Energiekrise eher als Chance, unabhängiger zu werden. Wir sollten die Chance nutzen, mutig und neugierig die Zukunft voranzutreiben.

Bleiben wir vielleicht bei dem Thema Mut. Glaubt ihr, dass Deutschland mutig ist? Wenn ja, woran zeigt sich das? Wenn nein, was fehlt uns?

Lang

Ich bin überzeugt, dass unser Land mutig ist. Aber Mut kann man unterschiedlich definieren. Für mich hat Mut viel mit Neugier und Leidenschaft zu tun. Die Menschen, denen ich begegne, sind keineswegs mutlos oder pessimistisch. Vielmehr sehe ich oft die Frage: Wie kann ich diese Herausforderung meistern? Es geht auch um Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn ich in mein eigenes Unternehmen schaue, sehe ich viele mutige Menschen mit vielen Ideen. Leider bleiben diese Ideen manchmal ungenutzt. In Deutschland scheint uns manchmal die geistige Flexibilität abhanden gekommen zu sein. Wir stehen uns eher selbst im Weg, lassen uns von Negativität beeinflussen und verfolgen aufmerksam die Medien, die oft nur schlechte Nachrichten verbreiten und Kritik an der Politik üben. Dadurch werden viele positive Entwicklungen übersehen. Stattdessen sollten wir uns fragen, was wir tun können. Wenn wir auf unsere deutsche Industrie schauen, sehen wir, dass wir eine solide Basis haben. Sicherlich stehen wir vor einigen Herausforderungen, aber wir stehen nicht mit dem Rücken zur Wand. So sehe ich das, und ich glaube, es ist wichtig, dass wir diese Perspektive beibehalten, denn wir haben keine Alternative.

Asch

Die Frage, ob ein Land mutig ist oder nicht, muss aus meiner Sicht differenziert betrachtet werden. In den USA ist etwa das Scheitern integraler Bestandteil des Innovationsprozesses und damit positiv besetzt, während es in Deutschland negativ wahrgenommen wird. In China sind wesentlich kürzere Innovationszyklen möglich, weil die Innovation noch nicht so perfekt sein muss wie in Deutschland, um auf den Markt zu kommen. Mut und Innovationsfähigkeit kann also sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Welche Voraussetzungen benötigen Entrepreneure in Unternehmen, um disruptive Veränderungen herbeizuführen?

Asch

Unternehmen müssen heute grundsätzlich in der Lage sein, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und schnell neue Wege zu gehen – das gilt für Konzerne genauso wie für Start-Ups. Dazu müssen sie Strukturen schaffen, die Start-Ups ähnlich sind, aber auch den Innovationszyklen ihres Geschäftsmodells folgen. Dies in einer Firmengruppe abzubilden, ist teilweise eine Herausforderung.

Gibt es gute Beispiele, wie Familienunternehmen innovativ sein können, auch mit jungen Unternehmern? Oder müssen sie eher auf Venture Capital setzen, weil etablierte Unternehmen nicht innovativ sein können?

Mohr

Das Thema Innovation ist vielschichtig. Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen ist komplex und von vielen Faktoren abhängig. Auch in traditionellen Unternehmen gibt es Innovationen, wie wir an erfolgreichen Unternehmen sehen können. Entscheidend ist die Definition von Innovation. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel Einbauküchen herstellt und von 1.000 Stück pro Tag auf 2.000 oder sogar 5.000 Stück pro Tag kommt, dann erfordert das Intelligenz und Innovation. Etwas, das mich immer wieder erschreckt, ist die Verwendung des Begriffs „Disruption“ durch Geschäftsführer. Aber wissen diese selbst, was sie damit genau meinen?Verstehen sie, wie sich diese Aussage auf ihre Mitarbeiter auswirkt? Es ist unglaublich wichtig, sich bewusst zu machen, welche Art von Innovation man fördert. „Sandboxing“ kann hier hilfreich sein. Ein Beispiel dafür ist die Energiekrise: Wir haben in Europa einen Standard für die Energieversorgung, der in jedem Land anders interpretiert wird. Damit machen wir uns das Leben schwer. „Sandboxing“ bedeutet, Räume zu schaffen, in denen wir bewusst außerhalb der bestehenden Regeln arbeiten können. Das kann helfen, industrielle Transformation voranzubringen. Es gibt genügend Beispiele in Estland, Singapur und anderswo, die man sich genauer anschauen kann.

Wir bleiben bei dem Thema Innovation. Wie innovativ ist denn die Autoban?

Guran

Richten wir den Blickwinkel nicht auf die Infrastruktur, sondern auf das Unternehmen. Innovation und öffentlicher Sektor – das passt nicht zusammen. Das höre ich oft, aber wir müssen wirklich über den Tellerrand hinausschauen. Wir haben es mit Menschen zu tun, die oft in langwierigen Prozessen arbeiten und in einem System gefangen sind. Diese Menschen müssen auch mal aus diesem System ausbrechen. Wenn sie frischen Wind bekommen, kann ihnen das auch neuen Mut für ihre Aufgaben geben, vor allem wenn sie mit Menschen zu tun haben, die sie noch nicht kennen. Wenn zum Beispiel eine Frau auftaucht, die vorher ganz andere Aufgaben hatte, kann das eine neue Form der Motivation für ihre Arbeit entwickeln. Statt sich 40 Jahre lang nur mit Bauprojekten und Vertragsmanagement zu beschäftigen, können neue Impulse etwas verändern. Man merkt den Unterschied, wenn Vielfalt ins Spiel kommt. Jeder von uns bringt etwas Besonderes mit, und wenn wir unser Umfeld bereichern, können wir auch im öffentlichen Sektor große Fortschritte erzielen. Aber es ist nicht immer einfach, weil wir manchmal mit bürokratischen Hürden zu kämpfen haben. Es gibt Projekte, die sich über Jahre hinziehen und es braucht Ausdauer, Mut und Leidenschaft, um wirklich etwas zu bewegen.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich? Sind wir mutig oder nicht?

Lang

Deutschland ist nicht schwarz-weiß mutig. Es kommt auf die Ebene der Betrachtung und auf das jeweilige Thema an. Bei Veränderungen sind wir in Deutschland in der Regel nicht besonders schnell. Ich höre oft, dass wir als Unternehmen eher als Mitläufer gesehen werden. Das ist eine Vorstellung, die ich fast schon komisch finde. Ich möchte nicht folgen, sondern vorangehen. Indien ist ein Beispiel für schnelle Innovation. Es hat motivierte Arbeitskräfte und eine andere historische Perspektive als Deutschland. Deutschland ist nicht immer mutig, wenn es um Geschwindigkeit geht.

Ein Unternehmen zu gründen erfordert viel Mut. Das steht außer Frage. Wie wird euer Mut als Gründer aufgenommen? Wie geht euer Umfeld mit euch um?

Dr. Wu

Persönlich bin ich jemand, der gerne Dinge vorantreibt und dabei auch Risiken eingeht. Für Gründerinnen und Gründer ist diese Einstellung meiner Meinung nach unerlässlich. Ich kenne aber auch viele Kommilitonen, die Luft- und Raumfahrttechnik studiert haben. Davon arbeiten 90 Prozent in Großkonzernen oder in der Industrie, weil sie eine Unternehmensgründung nicht in Betracht ziehen. Das ist ihnen zu anstrengend und zu riskant. Ich frage mich, wie solche Strukturen in großen Unternehmen aufgenommen werden. Was meine eigene Erfahrung betrifft, so war die Resonanz auf meinen Mut im Großen und Ganzen sehr positiv. Auch deshalb kann ich heute hier sitzen. Mich beeindruckt immer wieder die Mentalität in der Gründerszene. Hier sind alle entschlossen, etwas zu bewegen. Sie sind bereit, Dinge auszuprobieren und haben keine Angst zu scheitern. Besonders stark ausgeprägt ist in dieser Szene die Fehlerkultur. Es ist wichtig, dass in den Unternehmen eine Kultur geschaffen wird, die Risikobereitschaft und Experimentierfreude fördert. In vielen Fällen wird das Scheitern nicht als völliges Versagen angesehen, sondern als Teil des Lernprozesses. Dies ist ein großer Unterschied zu anderen Milieus und sehr inspirierend.

Auch Zustimmung und Unterstützung dürften wichtig sein. Lassen Sie uns das Thema Mut und Leidenschaft ein wenig verknüpfen, indem wir auch über die Leistungsgesellschaft sprechen. Sind wir in Deutschland noch ausreichend leistungsorientiert oder sind wir schon übersättigt? Gibt es überhaupt noch genügend Menschen, die diesen Ehrgeiz haben? Ich würde diese Frage vielleicht zuerst an Lukas als jungen Unternehmer und Macher richten. Wie erlebst du dein Umfeld, deine Freunde und Bekannten in deiner Altersgruppe? Gibt es dort eine große Begeisterung für unternehmerisches Handeln oder erlebst du etwas anderes?

Heller

Ich komme aus einer Familie von Unternehmern, die den Wert von Kommunikation und Teilen verstehen. Mein Mut und meine Leidenschaft kommen aus dem Wunsch, Mehrwert für das Familienunternehmen zu schaffen. Für mich war es entscheidend, viel zu teilen. Das gilt sowohl für das geschäftliche Umfeld als auch für die Beziehungen zu den Lieferanten. Ab einem gewissen Punkt gab es nur noch Zustimmung. Man verstand, dass jemand aus der Familie das Unternehmen verlässt, um dann Mehrwert in die Familie zurückzubringen. Das war meine Motivation und mein Mut, dahinter steckt auch meine Leidenschaft. Außerdem war ich neugierig, das Konzept des Familienunternehmens zu verstehen und wie ich den Mehrwert aus meiner jetzigen Position in das Unternehmen zurückbringen kann, um letztendlich der Gesellschaft und unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten.

Vielleicht sollten wir das auch in direktem Zusammenhang mit dem sehen, was in den Medien oft diskutiert wird: Die verschiedenen Generationen, die gemeinsam an Nachhaltigkeit und Klimaneutralität arbeiten müssen. Es gibt das Stereotyp der Generation Z, die sich auf den Errungenschaften der Babyboomer und der nachfolgenden Generation ausruht. Wie erlebt ihr das im Unternehmensumfeld oder in der Belegschaft? Gibt es noch die Motivation, aktiv zur Zukunftsfähigkeit beizutragen? Oder steht eher die Work-Life-Balance im Vordergrund und mancher Mitarbeiter möchte seinen Beitrag zur Arbeit so gering wie möglich halten?

Mohr

Wir neigen dazu, Stereotypen zu verbreiten – die jüngere Generation ist faul, die ältere Generation ist fleißig. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Aber die viel wichtigere Frage ist doch, ob wir heute mehr Menschen haben, die mutig sind. Ich denke ja. In unserem Entrepreneurship-Umfeld arbeiten sehr viele mutige Menschen, die jeden Tag Innovationen vorantreiben. Wir betreuen jedes Jahr 12.500 junge Menschen im Bereich Entrepreneurship, die alle ein Unternehmen gründen oder unternehmerisch tätig sein wollen. Das sind natürlich überwiegend junge Menschen aus der Generation Z. Der große Unterschied ist, dass viele junge Menschen heute mehr hinterfragen, warum sie das tun, was sie tun. Sie fragen sich, ob es Sinn macht, und das ist völlig legitim. Wir müssen den Mitarbeitern besser vermitteln: Warum ist das, was sie tun, sinnvoll? Das ist die große Herausforderung für Unternehmer. Familienunternehmen können das oft authentischer, weil sie nicht nur Unternehmer sind, sondern auch gesellschaftlich engagiert. Aber es muss ein Umdenken stattfinden, statt Stereotypen zu glauben, wer besser oder schlechter ist. Wir sollten uns darauf konzentrieren, sinnvolle Dinge zu tun, die zur Klimaneutralität beitragen, und auch in Frage stellen, was wir heute tun, wenn es nicht mehr sinnvoll ist. Die Interaktion mit verschiedenen Generationen ist eine Chance, voneinander zu lernen.

Lang

Das Narrativ, dass junge Menschen faul und ältere Menschen fleißig sind, trifft nicht meine Erfahrung. Junge Menschen bringen neue Fähigkeiten und einen frischen kulturellen Hintergrund mit. Wenn man die Generationen zusammenbringt, entsteht ein wertvoller Mix, der Unternehmen bereichert.

Die Kombination verschiedener Generationen ist eine Bereicherung, da stimme ich zu. Ich sehe aber auch Konflikte, vor allem dann, wenn die Jüngeren selbstbewusst auftreten und die Älteren sich nicht wertgeschätzt fühlen. Unternehmen müssen sowohl Strukturen als auch eine Kultur der Wertschätzung für alle Generationen schaffen. Habt ihr in dieser Hinsicht Erfahrungen oder Beispiele?

Lang

Es geht viel um Unternehmenskultur und Führung. Wertschätzung sollte immer auf Augenhöhe stattfinden, unabhängig vom Alter. Dieser Respekt sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die Herausforderung ist, beide Generationen, Alt und Jung, zusammenzubringen, sodass sie harmonisch zusammenarbeiten können.

Guran

Warum kategorisieren wir Menschen nach Alter oder Generation? Warum nehmen wir sie nicht einfach so, wie sie sind? Es gibt unterschiedliche Individuen in jeder Altersgruppe. Wir sollten die Komplexität vermindern und den Menschen vor uns als Individuum sehen. Es gibt junge Menschen, die nicht unbedingt den Wunsch haben, mutig zu sein. Sie wollen nur ihre Arbeit machen und dann nach Hause gehen. Lassen wir sie doch einfach machen. Es gibt auch ältere Leute, die voller Vorurteile sind. Wir werden wohl nicht in der Lage sein, sie zu ändern. Teilen wir ihnen Aufgaben zu, bei denen sie niemandem Schaden zufügen können. Das ist meiner Meinung nach das, was wir im beruflichen Kontext tun sollten. Wir haben die Tendenz, die Dinge unnötig kompliziert zu machen, mit Bildern und Kategorien. Warum arbeiten wir nicht einfach zusammen?

Asch

Es ist wichtig, unter den Generationen wechselseitig Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven zu entwickeln – und diese als solche zu respektieren und zu schätzen.

An die jungen Unternehmensgründer: Würdet ihr euch in einem größeren Unternehmen mit stärker festgelegten Strukturen wohlfühlen?

Dr. Wu

Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, in einem großen Unternehmen mit festen Strukturen und vorgegebenen Strategien zu arbeiten. Ich brauche mehr Gestaltungsfreiheit.

Lukas, was ist deine Meinung hierzu?

Heller

Ich habe versucht, in einem solchen Unternehmen zu arbeiten, aber es war nichts für mich. Ich wollte Veränderungen vorantreiben und habe Widerstand erlebt. Aufgrund meiner persönlichen Motivation möchte ich mich selbst verwirklichen und gleichzeitig meiner Familie einen Mehrwert bieten, indem ich etwas entwickle.

Wir haben heute viel darüber gesprochen, wie wir neue Technologien benötigen, um produktiver zu sein. Glücklicherweise zeichnen sich einige dieser Technologien am Horizont ab, und wir sollten sie optimal nutzen. Ich denke, wir benötigen viele innovative Ideen, um trotz des immer knapper werdenden Arbeitskräfteangebots immer noch großartige Produkte herstellen zu können. An dieser Stelle möchte ich dich fragen, da du gerade frisch Mutter geworden bist und bald wieder in den Beruf zurückkehrst: Machen wir in diesem Bereich alles richtig, oder verhalten wir uns immer noch so wie vor 20 Jahren, indem wir denken, dass wir keine Rücksicht auf persönliche Bedürfnisse nehmen können?

Guran

Als frischgebackene Mutter habe ich Bedenken bezüglich der Arbeit. Ich höre die Geschichten, aber ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung. Ja, ich habe wirklich Angst davor. Und ich glaube, vielen geht es genauso, aber sie sagen es nicht. Einige Menschen sehen es als Chance. Aber meiner Erfahrung nach ist das Unsinn. Es funktioniert nicht, zumindest nicht, wenn man nicht privilegiert ist. Man muss darüber nachdenken, was es wirklich bedeutet. Welche Kompromisse muss ich eingehen oder welche Möglichkeiten eröffnet mir das Unternehmen, um beides zu ermöglichen? Ich glaube, das Stichwort ist Unterstützung. Und das gilt nicht nur für Frauen, sondern für alle. Alles ist möglich, wenn man sich unterstützt und abgeholt fühlt.

Wie vereinbarst du Unternehmensgründung und Kinderbetreuung? Wie funktioniert das für dich?

Dr. Wu

Es ist eine Herausforderung, als Gründerin und Mutter zu arbeiten. Es funktioniert nur mit Unterstützung. Wir haben ein Umfeld, dass uns unter die Arme greifen kann. Und mit dieser Unterstützung und der Flexibilität, die ich als Gründerin eines Start-Ups habe, ist es machbar – auch wenn manchmal innere Konflikte zwischen Arbeit und Familie entstehen.

Für junge Menschen ist es heute fast unmöglich, sich eine eigene Wohnung zu leisten, vor allem in den teuren Ballungsräumen. Das ist eine Herausforderung, denn wir wollen, dass alle an der Entwicklung des Landes teilhaben. Wie beeinflusst dieses Problem unsere Bemühungen, alle einzubeziehen?

Mohr

Vor 20 Jahren spielte DE bei der Studienwahl nahezu keine Rolle. Das hat sich mittlerweile geändert. Laut einer OECD Studie sind wir hier unter den Top 3 neben USA und Kanada. Das Problem ist aber, warum sie danach gehen. Die Rahmenbedingungen, wie Steuersystem und Lebensunterhalt, sind problematisch. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Talente im Land halten können.

Asch

Hier gibt es nicht den einen Ansatz. In Deutschland sind die teuren Ballungsräume auf deiner einen Seite ebenso ein Thema wie die öffentliche Verkehrsanbindung in ländlichen Gebieten auf der anderen Seite. Hier muss es aus meiner Sicht differenzierte Ansätze geben, die den Menschen die entsprechenden Perspektiven geben.

Lang

Wir haben das Thema Nachhaltigkeit in unsere Unternehmensvision integriert. Es ist keine Augenwischerei, sondern eine Verpflichtung. Wir arbeiten daran, eine konkrete Nachhaltigkeitsagenda umzusetzen und setzen uns klare Ziele, um nachhaltig zu agieren.

Aufgrund der Zeitbegrenzung müssen wir nun abschließen. Welches Deutschland möchtet ihr euren Kindern hinterlassen?

Heller

Ich wünsche mir, dass meine Tochter aktiv zur Veränderung beitragen kann und sich selbst einbringen kann.

Asch

Ich möchte meinen Kindern ermöglichen, sich mit ihrem Talent einzubringen und mutig an der Weiterentwicklung der Gesellschaft mitzuwirken.

Dr. Wu

Ich wünsche mir, dass meine Kinder den Wert ihrer eigenen Tätigkeiten erkennen und positiven Wandel gestalten können.

Lang

Ich hoffe, dass wir in einer Demokratie leben und mein Kind ein individuelles und selbstbestimmtes Leben führen kann.

Guran

Ich wünsche mir eine Welt, in der mein Sohn sicher und glücklich ist.

Mohr

Ich hoffe dass meine Kinder die Zukunft gestalten werden und wir Ihnen hierfür die Möglichkeiten schaffen.

Bildergalerie

  • Derya Guran, Head of Innovations bei Autobahn: „Es gibt unterschiedliche Individuen in jeder Altersgruppe. Wir sollten die Komplexität vermindern und den Menschen vor uns als Individuum sehen.“

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  • Markus Asch, CEO von Rittal und Rittal Software Systems: „Unternehmen müssen grundsätzlich in der Lage sein, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und schnell neue Wege zu gehen – das gilt für Konzerne genauso wie für Start-ups.“

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  • Heiner Lang, CEO von Wago: „Wir müssen raus aus der Komfortzone, Chancen aktiv ergreifen und nicht nur den Medien folgen!“

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  • Dr. Wei Wu, Gründerin von Heatrix:„Es ist wichtig, dass in den Unternehmen eine Kultur geschaffen wird, die Risikobereitschaft und Experimentierfreude fördert.“

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  • Christian Mohr, CCO UnternehmerTUM: „Wir neigen dazu, Stereotypen zu verbreiten – die junge Generation ist faul, die ältere Generation ist fleißig. Die Wahrheit liegt in der Mitte!“

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  • Lukas Heller, Gründer next125: „Ich wollte Veränderungen vorantreiben und habe Widerstand erlebt.“

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