Wo steht die deutsche Wirtschaft bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz? Das hat das Weizenbaum-Insitut in einer neuen Studie untersucht. Sie zeigt: Etwa die Hälfte der befragten Betriebe nutzt im Regelbetrieb bereits mindestens eine KI-Anwendung. Künstliche Intelligenz kommt dabei vor allem in IT, Verwaltung sowie Vertrieb und Marketing zum Einsatz, häufig mit dem Ziel, die Effizienz von Prozessen zu erhöhen und Arbeitsschritte zu automatisieren. Fast zwei Drittel der Betriebe führen außerdem Pilotprojekte durch, um das Potenzial von KI-Anwendungen zu erproben.
Zentrale Herausforderungen stehen dem jedoch im Weg. Dabei ist die Rekrutierung von KI-Fachkräften, aber auch die Absicherung gegen Datenschutzrisiken oder die Sicherung der Datenqualität zu nennen. Um die rasant steigende Nachfrage nach qualifiziertem Personal zu decken, gebe es demnach dringenden Handlungsbedarf bei den Ausbildungsinstitutionen.
Mehr Akzeptanz bei Mitbestimmung
Bei der Einführung von KI in Betrieben zeichnet die Studie ein geteiltes Bild. In etwa der Hälfte der befragten Unternehmen gibt es eine kooperative Praxis der betrieblichen Mitbestimmung. Hier zeigen sich bei der Einführung von KI-Systemen weniger Konflikte und eine insgesamt höhere Akzeptanz.
In der anderen Hälfte, in denen das Management die Betriebsräte nicht regelmäßig in Technologieeinführungsprozesse einbezieht, gehen die Positionen von Betriebsrat und Management hingegen deutlich auseinander – beispielsweise im Hinblick auf die Dauer der Pilotierung von KI-Anwendungen, der Einbeziehung externer Expertise oder Fragen der Leistungskontrolle und des Umgangs mit den Daten. In diesen Unternehmen hat die Mehrheit der Betriebsräte nicht nur keinen Zugang zu ausreichender Expertise und Informationen über KI-Anwendungen, sondern es fehlt häufig auch die Zeit, um sich mit der Technologie auseinanderzusetzen.
Handlungsbedarf in Betriebsräten
Zeitmangel und fehlende Informationen, Expertise und Zeitressourcen bemängeln allerdings auch Betriebsräte in Unternehmen, die von betrieblicher Mitbestimmung und Kooperation geprägt sind. „Obwohl das Betriebsrätemodernisierungsgesetz explizit die Mitbestimmung beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz stärken will, reichen die bisherigen Bemühungen offenbar nicht aus“, sagt Martin Krzywdzinski, Direktor am Weizenbaum-Institut und Autor der Studie. „Diese Studie zeigt nun deutlich, dass die Einführung von Künstlicher Intelligenz dort besser gelingt, wo Betriebsräte und Arbeitnehmer einbezogen werden. Deshalb zeigt sich im Hinblick auf die Unterstützung der Betriebsräte dringender Handlungsbedarf.“
Sowohl Management als auch Betriebsräte erwarten mehrheitlich eine leichte Zunahme der Qualifikationsanforderungen und eine minimale Abnahme von Arbeitsplätzen. Auswirkungen auf die Arbeitsintensität erwarten beide hingegen nicht. Anders als das Management befürchten Betriebsräte eine Abnahme der Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten von Beschäftigten sowie eine Zunahme in der Transparenz von individueller Arbeit und Leistung.
Über die Studie
Die Studie „KI in der Arbeitswelt“ wurde von der Forschungsgruppe Arbeiten mit Künstlicher Intelligenz am Weizenbaum-Institut durchgeführt. Zwischen Dezember 2023 und April 2024 befragte sie 385 Manager und 224 Betriebsräte verschiedener Branchen und Betriebe. Dabei wurden dabei mittlere und größere Betriebe ausgewählt, in denen das Potenzial für einen Einsatz von KI-Anwendungen als besonders groß wahrgenommen wurde.