Aus dem Klimaabkommen von Paris ergibt sich der dringende Auftrag an Politik und Gesellschaft, die Energieversorgung in Deutschland bis spätestens 2050 vollständig CO2-frei zu gestalten. Von zentraler Bedeutung für die Dekarbonisierung sind der schnelle und konsequente Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, einschließlich deren Speicherung und Netzintegration sowie Maßnahmen zur Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität.
CO2 muss teurer bepreist werden
Das mit Abstand einfachste und wirkungsvollste Steuerungsinstrument für die genannten Punkte ist in den Augen des Solarclusters Baden-Württemberg eine marktgerechte Bepreisung des CO2-Ausstoßes. Europa hat mit dem Emissionshandel einen solchen Mechanismus im Grunde bereits etabliert.
Laut dem Solarcluster Baden-Württemberg müssen die Kosten für den Ausstoß von Kohlendioxid mindestens um den Faktor zehn steigen. Nur so könnte ein marktgerechter Preis erzielt werden, der die Umweltschäden fossiler Energien abbildet und für faire Wettbewerbsbedingungen auf dem Energiemarkt sorgt. Mit einem höheren CO2-Preis könnten zudem Fördermaßnahmen, etwa die EEG-Einspeisevergütung, überflüssig werden.
Bis zu 100 US-Dollar pro Tonne CO2
Eine von den Ökonomen Joseph E. Stiglitz und Nicholas Stern geleitete Kommission kam im Mai 2017 zu dem Schluss, dass zur Erreichung der Pariser Klimaziele kurzfristig (bis 2020) ein Preisniveau von 40 bis 80 US-Dollar pro Tonne CO2 und mittelfristig (bis 2030) von 50 bis 100 US-Dollar notwendig ist. Die Realität sieht noch anders aus: Der Preis in Europa bewegt sich seit seiner Einführung zwischen 3 und 8 Euro pro Tonne CO2 und hat sich in den letzten Monaten bei etwa 5 Euro eingependelt.
Dem Beispiel anderer Staaten folgen
Um wirksamen Klimaschutz zu betreiben und Anreize für die fossile Energieerzeugung abzubauen, müssen die Kosten für den CO2-Ausstoß laut dem Solarcluster Baden-Württemberg also verzehnfacht werden.
Auf diesem Weg wäre die Bundesrepublik übrigens nicht alleine: So haben laut einem aktuellen Bericht der Weltbank bereits zahlreiche europäische Länder neben dem Emissionshandel nationale CO2-Abgaben eingeführt. Frankreich etwa verlangt 33 US-Dollar pro Tonne CO2, Großbritannien hat einen Mindestpreis von 22 US-Dollar. Auch China und der US-Bundesstaat Kalifornien haben eigene Systeme zur CO2-Bepreisung eingerichtet.
Versteckte Kosten der fossilen Energieträger auf Energiepreis umlegen
Bei der Nutzung konventioneller Energieträger entstehen in Deutschland durch staatliche Subventionen und Umweltbelastungen gesellschaftliche Kosten, die bisher im Strompreis und den Preisen für Wärme nicht abgebildet werden. Eine von Greenpeace Energy beauftragte Studie aus dem Jahr 2016 beziffert diese versteckten Kosten für 2017 je nach Szenario auf 33 bis 38 Milliarden Euro. So werden aus dem Bundeshaushalt etwa staatliche Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und unterschiedliche Förderungen für die Atom- und Kohleindustrie finanziert. Eine höhere CO2-Abgabe würde diese Kosten, zumindest teilweise, auf den Energiepreis umlegen.