Haupthindernisse für den Wasserstoffmarkt EU-Wasserstoffstrategie in Gefahr: Verbände fordern pragmatische Lösungen

„Wir können nur zukunftsfähig und Technologieführer in europäischen Power-to-X-Technologien bleiben, wenn die EU diesen regulatorischen Rahmen anpasst“, so Ralf Diemer, Hauptgeschäftsführer der eFuel Alliance.

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05.02.2025

Industrieverbände schlagen Alarm: Die ambitionierten Wasserstoffziele der EU stehen auf der Kippe. Laut aktuellen Prognosen droht die Produktion bis 2030 weit hinter den geplanten 20 Millionen t zurückzubleiben. Hauptgründe sind übermäßige Bürokratie und restriktive Produktionsvorgaben, die die Kosten erheblich steigern. Die Verbände fordern daher eine rasche Anpassung regulatorischer Rahmenbedingungen, infrastrukturelle Maßnahmen und finanzielle Anreize. Eine Neubewertung im anstehenden Clean Industrial Deal könnte entscheidend sein, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas im globalen Wasserstoffmarkt zu sichern.

17 führende Verbände entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette fordern pragmatische Rahmenbedingungen für erneuerbaren Wasserstoff und eFuels. In einer gemeinsamen Stellungnahme adressieren die Verbände die Europäische Kommission und warnen vor einem Verfehlen der europäischen Wasserstoffziele bis 2030. Laut EU-Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) werden bis 2030 nur 1,4 Millionen t Wasserstoff produziert, was weit unter dem RePowerEU-Plan von 10 Millionen t heimischer Wasserstoff-Produktion und zusätzlichen 10 Millionen t Importen liegt. Das Ziel der EU-Wasserstoffstrategie von 6 GW Elektrolysekapazität im Jahr 2024 wurde bereits verfehlt.

Problem: Bürokratischer Aufwand und restriktive Produktionsvorschriften

„Wir stehen an einem Scheideweg: Der Rahmen für die Produktion von Wasserstoff und eFuels in der EU ist nun gesetzt. Doch dieser Rahmen ist anfällig und wird in der derzeitigen regulatorischen Auslegung die ambitionierten Zielvorgaben der EU ausbremsen“, betont Ralf Diemer, Hauptgeschäftsführer der eFuel Alliance. „Wir können nur zukunftsfähig und Technologieführer in europäischen Power-to-X-Technologien bleiben, wenn die EU diesen regulatorischen Rahmen anpasst.“

Haupthindernisse für den EU-Wasserstoffmarkt sind ein hoher bürokratischer Aufwand und restriktive Produktionsvorschriften. Letztere erhöhen die Produktionskosten um mehr als 25 Prozent. Neben anderen Empfehlungen fordern die Unterzeichner daher eine frühzeitige Bewertung und rasche Anpassung dieser Produktionsvorschriften. Darüber hinaus sollten infrastrukturelle und finanzielle Maßnahmen wie eine Überarbeitung der europäischen Steuerrichtlinie vorgezogen werden. Das bisherige Vorgehen muss im anstehenden Clean Industrial Deal überprüft werden. Der Clean Industrial Deal hat zum Ziel die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken und soll ergänzend zum Green Deal wirken. Am 26. Februar plant die EU-Kommission die Leitlinien zu veröffentlichen.

„Setzt die EU diese Forderungen um, wird aus dem bisherigen regulatorischen Hemmschuh ein Marktbeschleuniger für den gesamten Wasserstoffsektor. Besonders in Zeiten zunehmender Unsicherheit aus den USA und China, muss sich Europa selbst befähigen, wettbewerbsfähig zu sein“, appelliert Diemer. Vergangenen Jahres veröffentlichte die Universität Duisburg-Essen eine Studie zur Entwicklung der europäischen Elektrolysekapazität. In der Studie prognostizierten die Wissenschaftler bei einer Beibehaltung der bisherigen Rahmenbedingungen ein Rückgang der europäischen Elektrolysekapazität im Jahr 2030 um rund ein Drittel. Damit steht das Ziel der EU, bis 2030 insgesamt 20 Millionen t grünen Wasserstoff bereitzustellen, in großer Gefahr.

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