Welche Bedeutung haben Energiedaten für Unternehmen, insbesondere vor dem Hintergrund steigender CO2-Preise und der Volatilität erneuerbarer Energien? Und wie wichtig ist es, Transparenz über Energiebezug und -verbrauch zu schaffen, um Optimierungspotenziale zu identifizieren? Ein Beispiel ist der Digitale Prozesspass, der Energieverbrauchs- und Produktionsdaten verknüpft, um den CO2-Ausstoß eines Produkts nachzuvollziehen und interne Prozesse zu verbessern.
Mit Energiedaten Mehrwerte schaffen: Status Quo und Herausforderung
Die energetische Verbesserung von Prozessen wird für Unternehmen aufgrund steigender CO2-Preise, aber auch aufgrund der Volatilität erneuerbarer Energien immer wichtiger. Bei gleichbleibendem Primärenergiebedarf sehen sich Unternehmen mit stetig steigenden Energiekosten konfrontiert. Darüber hinaus steigen die regulatorischen Anforderungen an Unternehmen aller Größen hinsichtlich der Nachweispflicht nicht-finanzieller Aspekte entlang der gesamten Lieferkette.
In diesem Kontext rücken Daten über den Energie- und Ressourcenverbrauch immer mehr in den Fokus von Unternehmen. Viel zu lange wurde das enorme Potential, welches in diesen Energiedaten steckt, nicht ausreichend beachtet. In vielen Unternehmen stellen die Energiedaten noch immer eine Blackbox dar. Im Kontext der wirtschaftlichen Umbrüche wird es unumgänglich, diese Blackbox der Energiedaten zu öffnen und die Chance, aus diesen Daten Wissen und Mehrwerte zu generieren zu nutzen.
Wenn man die Blackbox der Energiedaten auflösen möchte, geht es in einem ersten Schritt darum Transparenz über den Energiebezug und den Energieverbrauch zu schaffen. Im Idealfall sollte die Summe aller Energieverbraucher eines betrachteten Bereichs gleich dem Energiebezug dieses Bereichs sein. Gibt es eine Differenz, deutet das in den meisten Fällen auf bislang noch nicht erfasste Verbraucher hin. Klarheit darüber, wo die bezogene Energie hinfließt, kann in jedem Fall sehr hilfreich sein, um kritische Bereiche und Anlagen zu identifizieren. Gemäß dem Pareto Prinzip sind 20 Prozent der Verbraucher für 80 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. Diese 20 Prozent der Verbraucher sind demnach besonders interessant, wenn es um das Identifizieren und Umsetzen von Optimierungsmaßnahmen geht.
Praxisbeispiel: Mehrwerte mit dem Digitalen Prozesspass schaffen
Setzt man den Energieverbrauch zusätzlich in Bezug zu weiteren Daten wie den Produktionsdaten (auf welcher Maschine wurden wann, welche und wie viele Produkte gefertigt) können tiefergehende Rückschlüsse und Zusammenhänge ermittelt werden. Mit einem Digitalen Prozesspass, welcher auf genau diesen Energie- und Produktionsdaten beruht, ist es möglich, Aussagen über den gemessenen Energieverbrauch während der Produktion eines bestimmten Produktes und damit Aussagen zu den verursachten CO2-Emissionen des Produktes zu treffen.
Damit kann mit dem Digitalen Prozesspass auf die steigenden Nachweispflichten gegenüber Kunden und anderen Stakeholdern eingezahlt werden. Die zusammengeführten Daten ermöglichen zudem die Überwachung der internen Prozesse und dienen als Basis für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Durch die gewonnene Transparenz kann die Performance verschiedener Maschinen und Anlagen untereinander verglichen und es können Anomalien im Energieverbrauch detektiert werden. Damit ist der Digitale Prozesspass ein Mittel zur Senkung des Primärenergiebedarfs und damit der verursachten CO2-Emissionen.
Gemeinsam mit dem saarländischen Anwendungspartner Wegener Härtetechnik führt das August-Wilhelm Scheer Institut derzeit im Rahmen des Forschungsprojektes OekoProOf (FKZ: 03EI5011C) eine Umsetzung des Transparenz- und Optimierungstools Digitaler Prozesspass durch.