Die Ausgangslage für Industrieunternehmen in Deutschland könnte 2025 besser sein. Regularien wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU, nehmen zu, es herrscht Unklarheit über die Subventionslage in vielen Bereichen und die internationale Gemengelage für freien Handel hat sich durch den Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus verschlechtert.
In Deutschland kommen hohe Energiekosten hinzu, die Auftragspolster werden dünner und gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel. Wir leben in einer VUCA-Welt. Auch große Industrieunternehmen können daran nicht viel ändern. Deshalb sind sie gut beraten, auf die internen Prozesse und Abläufe zu schauen, die sie kontrollieren und anpassen können. Moderne Technologie bietet ihnen dabei umfassende Hilfestellung. In folgenden Bereichen lohnt sich ihr Einsatz besonders:
Generationswechsel: Arbeitskräfte werden älter – und weniger
In Deutschland sind laut einer Studie von McKinsey über 35 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in der Chemieindustrie über 50 Jahre alt, bis zu 30 Prozent werden bis 2030 also in den Ruhestand eintreten. In der Pharma-Industrie sind die Zahlen ähnlich und in Europa sind über ein Drittel der Arbeitnehmer:innen am Bau über 50 Jahre alt. Aufgrund der körperlichen Belastung ist es vorhersehbar, dass viele von ihnen vorzeitig in den Ruhestand eintreten.
Doch der Fachkräftemarkt ist hart umkämpft. In der Pharma-Branche beträgt die Lücke zwischen offenen Stellen und qualifizierten Bewerber und Bewerberinnen 14 Prozent. Hinzu kommt, dass die Zukunftsfähigkeit vieler Unternehmen an ihrer Anpassungsfähigkeit und ihrer Nutzung technologischer Mittel wie KI hängt. Für Unternehmen ergeben sich daraus mehrere Probleme: Zum einen müssen sie es überhaupt schaffen, junge, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, zum anderen müssen sie in das digitale Skill-Set ihre Belegschaft investieren und Programme zur Fort- und Weiterbildung, besonders im Bereich neuer Technologien, schaffen.
Ein Teil der Lösung liegt in der Automatisierung manueller Prozesse, in der Dokumentation von Expertise und der Schulung aller Mitarbeiter:innen. Digitale Tools und Plattformen mit natürlicher Sprache erleichtern den Wissenstransfer zwischen Generationen und die Dokumentation von Arbeitsabläufen. Damit flachen Unternehmen die Lernkurve für neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ab und stellen sicher, dass Fachwissen auch nach Ausscheiden Einzelner im Unternehmen bleibt.
Reaktion auf Nachhaltigkeitsverordnungen und Regularien
Seit Januar ist die CSRD in Kraft und betrifft allein in der EU über 50.000 Unternehmen, die nun Auskunft über ihre Emissionen, ihren Energieverbrauch und ihre Maßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit geben müssen. In der Chemiebranche betrifft die Direktive besonders den Einsatz und die Beschaffung gefährlicher Chemikalien, aber auch die Abfallentsorgung. Chemieunternehmen müssen zudem nachweisen, wie sie den Einsatz gesundheits- und umweltgefährdender Stoffe in Zukunft verringern.
In der Baubranche steht der Energieverbrauch von Gebäuden im Fokus. Der EU Green Deal drängt zudem darauf die Emissionen im Gebäudesektor zu senken. Das Ziel ist Netto-Null bis 2050. In diesem Zusammenhang gewinnen Technologien zur Rückgewinnung und Bindung von CO2 an Bedeutung.
Das Schwierige ist dabei weniger die Bemühung an sich, sondern die Dokumentation von Lieferketten, Emissionen und Energieverbrauch über eine Vielzahl von Lieferanten, Anlagen und Gebäuden hinweg. Viele Unternehmen werden daher ihre Produktionsstätten umstellen und branchenübergreifend verstärkt auf Enterprise-Management-Plattformen (EMP), IoT-Geräte und Digitale Zwillinge setzen.
Nachhaltigkeit soll nicht nur mehr Aufwand und Kosten verursachen, im Idealfall hilft sie, Geld zu sparen. Die Kreislaufwirtschaft gilt als besonders finanziell attraktiv, denn die Zirkularität von Material, Anlagen und Energie spart langfristig Geld. Durchbrüche im Recycling von Chemikalien ermöglichen es der Pharma- und Chemieindustrie auch schwer oder bislang nicht recyclebare Materialien wie kontaminiertes Plastik oder Reifen, in den Kreislauf zurückzuführen. Dieses Jahr sind zudem gesetzliche Initiativen und Subventionen zu erwarten, die Kreislaufwirtschaft weiter fördern und vorantreiben.
Digitalisierung, KI und der technische Fortschritt
Um Personalkosten zu verringern, Ausfallzeiten zu verhindern und die Produktivität zu erhöhen, setzen Unternehmen vermehrt auf den Einsatz von KI und digitalen Zwillingen. KI hilft, Workflows zu automatisieren und die Zusammenarbeit zu erleichtern. Dabei geht es weniger darum Wachstum zu generieren, sondern mehr um die effizientere Gestaltung bestehender Prozesse. In der Pharma-Industrie wird KI beispielsweise zur Inventur- und Qualitätskontrolle genutzt, die Chemie- und Bau-Branchen setzen Algorithmen zur vorausschauenden Wartung ihrer Anlagen und Geräte ein, um Ausfallzeiten zu reduzieren. Außerdem nutzen viele Unternehmen KI, um Arbeitsplätze sicherer zu gestalten, indem sie Inspektionen mit Künstlicher Intelligenz durchführen und damit die Notwendigkeit reduzieren Menschen in potenziell gefährliche Umgebungen zu senden.
KI kann zudem auch unstrukturierte Daten, wie sie im Bau oft üblich sind, verarbeiten, kontextualisieren und in den Digitalen Zwilling einspeisen. Diese sind Teil einer größeren Bestrebung Information zentral zu sammeln und im Unternehmen so eine „Single Source of Truth“ zu etablieren. Damit entsteht eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage, die Unternehmen dabei hilft, Workflows zu automatisieren und Ineffizienzen aufzudecken.
Durch das Automatisieren von Prozessen lässt sich zunehmend der Schwund an Fachkräften auffangen, die in den Ruhestand gehen und für die kein adäquater Ersatz zu finden ist. Gleichzeitig erwarten Nachwuchskräfte gerade in der Industrie von ihren Arbeitgebern, dass sie ihnen moderne Technologien und KI-Tools im Arbeitsalltag zur Verfügung stellen. Gerade die Planung und der Einsatz von Mensch und Material ist eine Disziplin, in der KI großen Mehrwert bietet. So wird auch die Zirkularität steuern und noch effizienter gestalten. Auch die neuen und zunehmenden Dokumentationspflichten rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung lassen sich dank Automatisierung schneller und leichter erstellen.
In einer volatilen Geschäftswelt treffen 2025 Unsicherheiten und strenge Regularien aufeinander. Dieses Jahr wird besonders stark vom Wandel geprägt. Damit einher geht ein technologischer Wandel, dem Industrieunternehmen mit offenen Armen begegnen sollten. Der intelligente Einsatz smarter Tools und moderner KI-Technologie hilft ihnen, in dieser VUCA-Welt zu bestehen.