Im Jahr 2024 wurden in der Bundesrepublik so viele Windräder genehmigt, wie noch nie zuvor. Insgesamt handelt es sich um etwa 2.400 Anlagen, die gemeinsam eine Leistung von 14 GW erbringen sollen, wenn sie ans Netz gegangen sind – bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Auf Netzebene sollten jetzt Maßnahmen ergriffen werden, damit aus dem Windkraft-Boom keine Nachteile erwachsen.
Stromnetz unter Druck: Wie der Windkraft-Boom die Infrastruktur verändert
Ramine Eskandari, Vice President Sales bei Eaton in Deutschland sagt: „Der beschleunigte Ausbau der Windkraft in Deutschland ist selbstverständlich zu begrüßen. Allein die im letzten Jahr genehmigten 14 GW entsprechen etwa zehn durchschnittlichen Atomkraftwerken, was zeigt, welches Potenzial in Windenergie steckt. Doch um dieses Potenzial nachhaltig zu nutzen, darf man nicht nur die Erzeugung betrachten, auch das Netz muss entsprechend ertüchtigt werden. Die erzeugte Energie muss schließlich auch transportiert werden und dabei ergeben sich Herausforderungen durch die Erneuerbaren. In der Vergangenheit wurde Strom in einigen wenigen großen Kraftwerken erzeugt und von dort zu den Verbrauchern transportiert.“
„Heute, mit unzähligen Windrädern, aber auch Photovoltaik- und anderen Anlagen zur erneuerbaren Erzeugung, haben wir eine gänzlich neue Situation. Die alten Verteilnetze auf Nieder- und Mittelspannungsebene arbeiten heutzutage nicht mehr nur in eine Richtung, sondern müssen auch die dezentral erzeugte Energie an höhere Netzebenen zurückspeisen. Dadurch wird ihr Betrieb immer anspruchsvoller und es braucht auch auf dieser Eben einen großangelegten Ausbau – nicht nur bei den vieldiskutierten Stromtrassen“, so Eskandari weiter.
„Gleichzeitig muss das Netz auch Schwankungen in der Erzeugung abfedern können, etwa wenn kein Wind weht und/ oder die Sonne nicht scheint. Um solche Phasen zu überbrücken, sind sehr viel mehr flexible Energiespeicher notwendig. Erzeugte Energie muss einerseits zwischengespeichert werden, um in Zeiten geringerer Erzeugung flexibel darauf zurückgreifen zu können. Andererseits werden durch die schwankende Erzeugung auch vermehrte Eingriffe zur Aufrechterhaltung der Netzfrequenz notwendig, wofür es sehr kurzfristig abrufbarer Flexibilitätsreserven bedarf. Nur mit einem intelligenten Netz und belastbaren Speichermöglichkeiten lassen sich die Herausforderungen der Energiewende lösen. Es wird Zeit, auch den Netzausbau auf unteren Ebenen zu priorisieren.“