Angrenzend an das Nestlé Nutrition Werk in Biessenhofen hat Nestlé mit dem Bau einer Agri-Photovoltaik-Anlage begonnen. Diese entsteht auf einer landwirtschaftlichen Fläche eines ortsansässigen Landwirts, die künftig auch für die Haltung von Kühen und Kälbern sowie zur Heugewinnung genutzt werden soll. Mit dem Strom aus der PV-Anlage kann ein wesentlicher Teil des Strombedarfs der Fabrik gedeckt werden. Außerdem dienen die Solarpaneele als Schattenspender und Unterstand für die Tiere.
Solarstrom für die Produktion, Schatten für die Kühe
Nestlé Deutschland will mit dem Bau einer Agri-Photovoltaik-Anlage (Agri-PV) auf dem Werksgelände in Biessenhofen (Bayern) ein Zeichen für Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien setzen. Dabei verbindet Nestlé die Erzeugung von Solarstrom für die eigene Produktion mit einer Weide- und Schattenfläche für die Tiere. Nach der Einrichtung der Baustelle wurden Mitte März die ersten Pfosten für die Unterkonstruktion zur Befestigung der Solarmodule im Boden gesetzt. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant.
Die Anlage entsteht auf einer 4,74 ha großen Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft des Nestlé Nutrition Werks und soll direkt an den Produktionsstandort angeschlossen werden. Mit einer installierten Spitzenleistung von 4,5 MW kann über die PV-Anlage voraussichtlich rund ein Viertel des Werksstromverbrauchs gedeckt werden, was etwa dem Jahres-Stromverbrauch von 2.000 Einfamilienhaushalten entspricht. Nestlé investiert rund 3 Millionen Euro in das Projekt, das vom Erneuerbare-Energien-Unternehmen BayWa r.e. mit seiner ausgewiesenen Expertise im Bereich Agri-PV realisiert wird.
Besonderheit der Anlage ist, dass die Fläche gleichzeitig für die Haltung von Kühen und Kälbern sowie die Heuerzeugung vorgesehen ist. Somit wird die Anlage der neuen DIN SPEC 91434 entsprechen. Diese Zertifizierung legt die Kriterien und Anforderungen an die landwirtschaftliche Hauptnutzung im Bereich Agri-Photovoltaik fest. In Zusammenarbeit mit Landwirt Gerhard Metz hat Nestlé ein hybrides Konzept für die sogenannte „Cow-PV-Anlage“ entwickelt, das eine effiziente Kombination von landwirtschaftlicher Nutzung und Stromerzeugung ermöglicht. Dabei investiert Nestlé in den Bau der Agri-PV-Anlage und der Landwirt in den Neubau von Stallgebäuden auf der Fläche.
Solarmodule bieten Schatten und Witterungsschutz
Geplant ist der Bau eines hochmodernen Kuhstalls mit automatisierter Melktechnik direkt neben der PV-Anlage, um insgesamt bis zu 65 Kühen und Jungtieren sowohl Schutz als auch freien Auslauf zu bieten. Im südlichen Teil der Cow-PV-Fläche sind aufgeständerte Solarpaneele in einer Höhe von 2 m vorgesehen, die den ausgewachsenen und hitzeempfindlichen Kühen bei Sonnenschein Schatten spenden und bei Starkregen als Unterstand dienen. Auf der nördlichen Seite beträgt die Höhe der Paneele 1,80 m. Dieser Bereich des Solarparks ist für einen „Kuh-Kindergarten“ vorgesehen, wo die Kälber und Jungkühe in der Nähe der Muttertiere Platz finden.
Insgesamt werden 7.800 Solarmodule auf der Fläche installiert. Der Abstand zwischen den Reihen beträgt 3,30 m. Die jährliche Heuproduktion mit Traktor, Mähwerk und Ballenpresse ist dank des Abstandes weiterhin in beiden Abschnitten möglich. Durch die Agri-PV-Anlage bleibt die Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche weiterhin fast vollständig erhalten.
Partnerschaftliche und nachhaltige Projektplanung und -umsetzung
Jörg Schmitt, Environment & Sustainability Manager für die deutschen Produktionsstandorte von Nestlé: „Die Art der geplanten hybriden Flächennutzung bei der Cow-PV-Anlage zeigt, dass wir die Bedürfnisse von Unternehmen, Tieren und Umwelt in Einklang bringen können. Besonders wichtig ist uns eine enge Abstimmung mit dem Landwirt, den relevanten Behörden und lokalen Interessengruppen, um eine erfolgreiche und nachhaltige Umsetzung dieses Leuchtturmprojekts zu gewährleisten.“
Stephan Schindele, Head of Product Management Agri-PV bei BayWa r.e.: „Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit Nestlé Deutschland dieses wegweisende Agri-PV-Projekt realisieren zu können. Durch das Heben von Synergien zwischen Energiewende und Agrarwende schaffen wir eine erhöhte Klimaresilienz und tragen zur ökologischen Transformation des ländlichen Raums bei. Dieses Projekt zeigt eindrücklich, wie nachhaltige Energie- und Landwirtschaftslösungen Hand in Hand gehen können.“
Gerhard Metz, Landwirt: „Mir ist das Wohl meiner Tiere besonders wichtig. Kühe brauchen ausreichend Schatten an den zunehmend heißen Tagen, den sie durch die PV-Anlage bekommen können. Dies verbessert nicht nur ihre Lebensqualität, sondern wirkt sich auch positiv auf ihre Gesundheit und Milchleistung aus. Ich freue mich, dass Nestlé die Kombination von Landwirtschaft und erneuerbarer Energie fördert.“
Maria Rita Zinnecker, Landrätin des Landkreises Ostallgäu: „Die geplante Cow-PV-Anlage ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie innovative Lösungen zur nachhaltigen Energiegewinnung und Förderung der regionalen Landwirtschaft beitragen können. Diese Art von Projekten unterstützt sowohl unsere lokalen Klimaziele und stärkt gleichzeitig die lokale Wirtschaft, indem sie Landwirte in die Energiewende integriert. Wir begrüßen solche fortschrittlichen Partnerschaften für die Entwicklung unserer Region.“
Anlage unterstützt Elektrifizierung und CO2-Reduktion am Standort
Im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt Nestlé das Ziel, die Elektrifizierung aller Standorte voranzutreiben und den CO2-Ausstoß zu senken. Bis 2030 will Nestlé alle Treibhausgas-Emissionen weltweit halbieren und bis 2050 Netto-Null Emissionen erreichen. Mit Hilfe einer hocheffizienten Wärmepumpe, die seit Juli 2024 das werksinterne Nahwärmenetz eines Herstellungsbereichs versorgt, können sowohl CO2-Emissionen als auch Energiekosten am Standort Biessenhofen reduziert werden. Die entstehende Agri-PV-Anlage unterstützt die Elektrifizierung durch Wärmepumpen nachhaltig.
Bei der Stromversorgung in Biessenhofen setzt Nestlé bereits heute auf Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft in Kooperation mit dem Schweizer Energie- und Infrastrukturunternehmen BKW sowie dem Partner Axpo. Bis 2025 sollen alle Nestlé-Standorte weltweit mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Bei Nestlé in Deutschland stammen bereits rund 70 Prozent des Stroms aus deutscher Photovoltaik und Windkraft. Mit der neuen PV-Anlage kommt ein relevanter Teil des Stroms dann sogar aus der direkten Nachbarschaft in Biessenhofen.